Letztens war bei uns am Bienenstand der Bienensachverständige (BSV) Matthias Roth und hat sich alle Völker angeschaut und Proben für das Labor genommen. Verdacht: Amerikanische Faulbrut.
Die Amerikanische Faulbrut (AFB) ist eine für unsere Bienen sehr gefährliche und meldepflichtige Seuche. Die hochinfektiösen Erreger (ein sporenbildendes Bakterium) sind zwar für die adulte Biene ungefährlich. Sie verbreitet die Sporen aber z.B. auch auf andere Völker. Gelangen sie dann mit dem Futter in die Brut, keimen die Sporen aus und es kommt zu einer Massenvermehrung des Bakteriums. Die Brut stirbt ab und verfault. Letztendlich ist so das ganze Bienenvolk dem Untergang geweiht und wird, derart geschwächt, zum Schluss meist auch noch von fremden Bienen ausgeräubert. Hierdurch kann sich der Erreger dann weiter auf benachbarte Völker ausbreiten.
Da in unserer Nachbarschaft der Verdacht bestand, dass ein Volk mit AFB infiziert ist, wurde daher vom Veterinäramt der Stadt Köln bestimmt, dass sicherheitshalber auch unsere Völker untersucht werden sollen.
Dazu schaute sich der beauftragte BSV die Völker an und suchte zunächst nach sichtbaren Symptomen der Krankheit. So untersuchte er die Brut auf typische Merkmale, z.B. lückiges Brutnest mit verfaulten Larven. Findet er eine solche, so kann er zur Abklärung zusätzlich den Stäbchentest machen. Dabei steckt er z.B. ein Streichholz in die Zelle und schaut, ob sich beim herausziehen ein hellbrauner Faden zieht. Dieser könnte ein starker Hinweis auf AFB sein.
Da die Erreger auch im Volk sein können ohne, dass man davon schon etwas sieht, wurden zur Sicherheit auch sog. Futterkranzproben (Nektar aus dem Bereich der Brut) genommen und dann zur genaueren Untersuchung ins Labor geschickt.
Sollten sich Erreger in diesen Proben befinden, so müssen, je nach Befallsgrad, die Völker saniert werden. Dazu werden dann die Bienen vom gesamten verseuchten Wabenmaterial getrennt und in desinfizierte Beuten umlogiert (Kunstschwarmbildung). Somit kann in den meisten Fällen, das Volk gerettet werden. Nach ein paar Monaten erfolgt dann zur Absicherung eine erneute Untersuchung.
Um einer weiteren Ausbreitung der Krankheit vorzubeugen, wird zusätzlich dazu auch noch ein Sperrbezirk eingerichtet (ca. 2km Radius) aus dem Völker und Material (z.B. Waben, Werkzeuge etc.) vorerst weder hinein- noch hinausgebracht werden dürfen. Zur Abklärung einer bereits erfolgten Ausbreitung der AFB werden in diesem Gebiet dann auch alle Bienenvölker untersucht.
Das alles bedeutet natürlich für den Imker viel Stress und dazu eventuell einen erheblichen Material- und Arbeitsaufwand. Hoffen wir also, dass das Labor nichts findet. Immerhin, für den Menschen ist die Amerikanische Faulbrut nicht gefährlich.
Übrigens, bei uns ergab die Durchsicht der Völker keine sichtbaren Hinweise auf AFB – jetzt warten wir auf das Ergebnis der Laboruntersuchung.
Hans-Rudolf
Ergänzung:
Am 30.3.2020 erreichte uns die gute Nachricht:
Befundbericht zum Auftrag RRxxxxxxx
Auftragsbezeichnung: 1 Futterkranzprobe auf AF
Eingangsdatum: 19.03.2020
Untersuchungsbeginn: 20.03.2020
Untersuchungsende: 26.03.2020
Tierbesitzer: xxxxxxxxxx, Thurner Hof 1, 51069 Köln, Betriebsnr.: 2760xxxxxxxxxx
Tierart: Biene
Material: Futterkranzprobe
Bakteriologische Untersuchung
Methode: Paenibacillus larvae (kulturell, z.T. massenspektrometrisch): CVUA-RRW
Proben-Nr. | Proben-Nr. Kunde /
Kennzeichen / Rasse |
Prüfmerkmal | Ergebnis |
2020-0296960 | 1 / Standort: Thurner
Hof, 51069 Köln; Völker: 2 |
Paenibacillus larvae | nicht nachgewiesen |
Also, der Befund negativ – für uns positiv!
Jetzt kann zumindest das neue Bienenjahr am Thurner Hof richtig beginnen.
Fehlt nur noch unser eigener Negativbefund bei Corona – aber der kommt sicherlich auch demnächst – irgendwann 😉
Viel Glück! Alles Gute für Bienen und Imker!
An den Bienen am Turner Hof besteht und bestand kein Verdacht auf AFB sondern auf Grund eines Bienenvolks mit geringer Anzahl Bakterien der AFB in der “Umgebung” des Turner Hofs wurden alle Völker um dieses Volk herum untersucht. Auch die vom Turner Hof. (in einem sogenannten Untersuchungskreis. Wobei es sich um einen Radius von durchaus 2km handeln kann.) Gruss rudi
Ja, Rudi danke für die Richtigstellung und die Ergänzungen. Um den BSV zu zitieren: “Von einem Verdacht zu sprechen wäre bereits sehr übertrieben”
Habe ich vielleicht zu Beginn im Text etwas dramatisiert 😉 Steht aber dann genauer weiter unten.
War keine Absicht – man verzeihe mir diese schriftstellerische Freiheit 😉 .
Vielen Dank für diesen ausführlichen und informativen Bericht, Hans-Rudolf. Ich drücke euch die Daumen, dass alles in Ordnung ist. Aber das wird es schon sein.
Wenn die Krise wieder vorbei ist, besuche ich euch mal wieder. Denn ihr seid eine tolle Truppe, durch die ich viel beim Imkern gelernt habe und mich immer gut aufgehoben gefühlt habe.
das Ergebnis des Labors ist da.
Resultat: In keiner Probe wurde Paenibacillus larvae nachgewiesen.
Die Standsperre ist aufgehoben Wir können entspannt dem Frühjahr entgegen
sehen, und danke für die vorbildliche Unterstützung.